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Hier finden Sie eine Auflistung berühmter Mitbürger unserer Gemeinde

 

Andreas Gryphius (1616–1664), bedeutendster Lyriker und Dramatiker des deutschen Barock: Seine Vorfahren stammen aus Uthleben!
Abbildung: Andreas Gryphius, Kupferstich von Philipp Kilian

Zwei seltene Werke in der Nordhäuser Historischen Bücherei.

Die kleine, aber kostbare Historische Bücherei der Stadt Nordhausen enthält zwei seltene Werke, die für den Anfang der deutschen Dichtung stehen: Martin Opitz, Prosodia Germanica Oder Buch von der Deutschen Poeterey, Frankfurt am Main 1658; und die wohl früheste Gesamtausgabe der Werke des Andreas Gryphius, Breslau und Leipzig 1698. Gryphius hat sich durch den Einfluss von Opitz von der lateinischen Dichtung gelöst und der deutschen Dichtung zugewandt. Als die damaligen Lehrer des Nordhäuser Gymnasiums beide Bände für die Schulbibliothek erwarben, konnten sie bereits nicht mehr wissen, dass Gryphius’ Vorfahren aus dem benachbarten Uthleben stammten und dass dessen Vater Paul kurze Zeit Weißgerberlehrling in Nordhausen gewesen war.

Andreas Gryphius
Sein Sonett „Tränen des Vaterlandes“ gehört zur Schullektüre. Handbücher und zahlreiche Beiträge im Internet informieren über ihn. In Glogau, dem heute polnischen Glogow, geboren, erhielt er eine gründliche Ausbildung, beherrschte die klassischen und mehrere neue Sprachen, studierte an der holländischen Universität Leiden, die damals die fortschrittlichsten Denker Europas anzog, bereiste Italien und Frankreich und war seit 1650 Syndikus der Stände des Fürstentums Glogau. Er gilt als der bedeutendste Lyriker und Dramatiker des deutschen Barock, schrieb Oden und Sonette, verfasste volkstümliche Lustspiele sowie in strengem Versmaß geschriebene Trauerspiele.

Schrift über die Abstammung des Dichters
Über seine Herkunft ist in den meisten Biographien nur wenig zu erfahren. Lediglich Willi Flemming: Andreas Gryphius. Eine Monographie, erschienen 1965, erwähnt die Vorfahren des Dichters. Er schöpfte sein Wissen aus einer im Jahre 1702 im schlesischen Brieg in lateinischer Sprache erschienenen Schrift „De claris Gryphiis Schediasma“, die heute jedermann online zur Verfügung steht. Ihr Autor, der Magister Johann Theodor Leubscher, war Lehrer am Breslauer Gymnasium unter seinem Direktor Christian Gryphius, einem Sohn des Dichters. Leubscher hatte dessen einzige Tochter geheiratet. Sein Schwiegervater hatte selbst eine Zusammenstellung aller ihm bekannter Träger des Namens Gryphius begonnen, stellte sie ihm sowie weitere Aufzeichnungen zur Verfügung und unterstützte ihn durch Auskünfte über seine Vorfahren.

Andreas Gryphius’ Vorfahren
1. Petrus Gryphius, sein Urgroßvater und Marcus, sein Großvater
Leubscher überliefert:
Petrus Gryphius, viele Jahre lang Vorsteher der Kirche in Heringen im Lande Thüringen, war ein gelehrter und frommer Mann. Er wurde 98 Jahr alt und hatte sieben Söhnen, von denen nur der Name des jüngsten genannt wird. Er hieß Marcus und nahm seinen Wohnsitz in Uthleben in Thüringen, nicht weit entfernt von Heringen. Er wurde dort Pfarrer und war der Vater von Paul Gryphius, dem Großvater des Dichters.
Befragen wir die lokalen Quellen, so enttäuscht uns das früheste Kirchenbuch der Gemeinde Uthleben, das mit dem Jahr 1622 einsetzt. Es kennt keinen Namen Greif oder Gryphius, die latinisierte Form. Angehörige der Familie waren bereits vor 1622 verstorben bzw. hatten Uthleben verlassen. Jedoch nennt uns Just Ludwig Günther Leopold in seiner in Nordhausen 1817 erschienenen Kirchen-, Pfarr- und Schulchronik der Gemeinschafts-Aemter Heringen und Kelbra, der Grafschaft Hohnstein, der Stadt Nordhausen und der Grafschaften Stolberg-Rosla und Stolberg-Stolberg als ersten Prediger von Uthleben den Petrus Gryffius. Er kennt ihn nicht als Vorsteher der Kirche in Heringen, aber immerhin können wir den Urgroßvater des Dichters hier nachweisen.
Im Stadtarchiv Nordhausen befinden sich einige Akten, die den Mönchshof in Uthleben betreffen, einen ehemaligen Wirtschaftshof des Klosters der Nordhäuser Zisterzienserinnen auf dem Frauenberg, der nach der Reformation als Nordhäuser Stadtgut bewirtschaftet wurde. Eine Liste führt Ländereien von Landleuten aus Uthleben auf. Darin heißt es u.a.: 3 ack[er] an einem Fleck aufn Reizsch neben Marx Kreiff. Zweifellos ist hier der Großvater Marcus Greif oder Gryphius gemeint. Leider ist keine genaue Datierung möglich.
Folgen wir weiter den Ausführungen Leubschers!

Paul Gryphius, Andreas Gryphius’ Vater
Paul Gryphius wurde, wie aus seiner Grabinschrift hervorgeht, im Oktober 1560 in Uthleben geboren. Er erhielt in seiner Kindheit einigen Unterricht durch den Vater, der den Sohn gegen dessen Willen bei einem Weißgerber (alutarius) in Nordhausen in die Lehre gab. Jedoch schon am dritten Tag flüchtete der Lehrling mit einigen Gefährten nach Sangerhausen und begann an der dortigen Stadtschule, sich mit den Wissenschaften zu beschäftigen.
Hier hielt er sich längere Zeit auf und schlug sich durch Betteln mühsam durchs Leben. Offensichtlich war der Vater nicht bereit, den ungehorsamen jungen Mann finanziell zu unterstützen. In seiner Not half ihm der Organist der Kirche, dem er als Gehilfe diente. Dieser gewährte ihm Zeit für eigene Studien. Er kehrte zum Vater zurück, erhielt von diesem Vergebung und wurde von ihm auf seine Bitte hin mit einem Zehrgeld von 16 Talern zum Studium nach Erfurt geschickt, wo er sich fleißig den Studien widmete.
Von dort ging er nach Wittenberg und erwarb sich seinen Lebensunterhalt, indem er Doktoren der Universität famulierte und Musik ausübte, was er in Sangerhausen gelernt hatte. Von hier wanderte er mit Weggefährten nach Frankfurt an der Oder und nach Breslau und zurück nach Neusalz, ein Städtchen an der Oder, wo ihn der Bürgermeister angesichts seiner Bildung und guten Sitten zum Lehrer seines Sohnes bestellte und später in Frankfurt auf seine Ordination drang und in Neusalz als Pastor einführen ließ. Er heiratete Barbara Noack, Tochter eines angesehenen Bürgers in Crossen, und trat nach vier Jahren 1585 eine neue Pfarre in Streitelsdorf an. Dort starb ihm seine Ehefrau. In zweiter Ehe verband er sich mit Maria Emlich, Tochter des Pfarrers Georg Emlich in Hertwigwalde bei Sagan. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor. 1602 übersiedelte die Familie nach Glogau, wo er als Archidiakon (Zweiter Geistlicher) an der Stadtkirche angestellt wurde. Als auch diese zweite Ehefrau verstarb, ging er eine dritte Ehe ein und heiratete die zweiunddreißig Jahre jüngere Anna Erhard. Von den drei Kindern aus dieser Ehe war das jüngste der später als Dichter berühmte Andreas. Die Ehe dauerte wie die vorige dreizehn Jahre. Am 5. Januar 1621 , kurz vor sieben Uhr am Morgen, verstarb Paul Gryphius im Alter von 60 Jahren an einer Lungenentzündung. Andreas war zu diesem Zeitpunkt gerade vier Jahre alt.
Der Grabstein enthielt einen kurzen Lebenslauf des Verstorbenen. Darauf war u. a. zu lesen:


Utlebia Thuringus
THEOLOGUS … Glogov. … Archi Diaconus …Postquam annos Vitae LX. hebdom. 10.
Conjugii cum Barbara Noackia XIX. Maria Emlichia XIII. Anna Erhardina XIII.
Functiones XL. nempe In Neusaltz annos IV. heb. 3.
Streidelsdorphii XVII. Glogoviae XIX. minus 3 heb., … Catharrho…suffocativo

extinctus … d. 5. Januar. A. MDCXXI.

Die Übersetzung:
Paul Gryphius ein Thüringer aus Uthleben, ein Theologe, Zweiter Prediger in Glogau
Nach 60 Lebensjahren und 10 Wochen, lebte er in der Ehe mit BarbaraNoack19Jahre,
mit Maria Emlich 13 Jahre, mit Anna Erhard 13 Jahre. nach 40 Jahren seines Wirkens, nämlich 4 Jahre und 3 Wochen in Neusaltz, 17 Jahre in Streidelsdorf,
19 Jahre weniger 3 Wochen in Glogau,… an einer Lungenentzündung verstorben…
den 5. Januar im Jahre 1621.


von Dr. Peter Kuhlbrodt-TA vom 11.02.2012

 

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Einiges zur Geschichte der Pastorenfamilie Hacke(Haccius)

 

 

Georg Hacke (lateinisch: Haccius) wurde am 30.August 1626 in Uthleben geboren und starb am 12.April 1684 in Hamburg. Er war der Sohn des Pastors Wilhelm Haccius (1593–1673) und studierte an der Universität Jena Theologie. Im Anschluss war er eine Zeit als Hauslehrer in Minden tätig und setzte seine Studien an der Universität Rostock fort. Georg wurde 1648 Konrektor an der Schule in Minden und 1661 Pastor an der dortigen Marienkirche. 1666 erlangte er an der Universität Rinteln das Lizenziat der Theologie. Am 15. November 1669 wurde er als Pastor an der St.Marien-Magdalenenkirche in Hamburg gewählt und am 20. Dezember eingeführt. 1670 wurde er zugleich auch als Pastor am Spinn- und Zuchthaus ernannt. Bis 1671 wurden 497 neue Plätze in der Kirche geschaffen, um dem Andrang der Zuhörer Herr zu werden-für die Kirche eine lohnende Investition. Sein Erfolg scheint 1672 im Geistlichen Ministerium(Ausdruck der deutschen Rechts-und Kirchengeschichte, der die Gesamtvertretung der Pfarrerschaft in einem städtischen und insbesondere reichsstädtischen evangelisch-lutherischen Kirchenwesen bezeichnet) Stimmen auf den Plan gerufen zu haben, die in seinen 1665 veröffentlichten 55 Predigten Formulierungen entdeckt haben wollten, die nicht mit der reinen lutherischen Lehre übereinstimmten. Er musste sich deshalb mancher Anfechtungen erwehren. Man warf ihm sogar Schwärmerei vor, was in den Augen der lutherischen Orthodoxie(lutherisches Lehrsystem) der Ketzerei gleichkam. Erst mit einem Gutachten der theologischen Fakultät der Universität Kiel konnte er diese Unterstellung entkräften. Das aber schadete ihm nicht nachhaltig. 1680 wurde er zum Hauptpastor an der St. Michaelis-Kirche in Hamburg gewählt, wo er sich für den Bau der großen Michaelis-Kirche sowie für einen Neubau der St. Pauli-Kirche einsetzte und sich mit den zusätzlichen Freitagspredigten ein neues Podium schuf. Als am 15. Februar 1684 der brandenburgische Kurfürst in Hamburg weilte, trug er Georg Haccius das Amt eines Konsistorialrates(Beratergremium des Bischofs) in Minden an. Jedoch konnte er in diesem Amt nicht mehr tätig werden, da er kurz darauf starb. Aus seiner 1654 mit Elisabeth Heise geschlossenen Ehe waren 16 Kinder hervorgegangen. Die Witwe verkaufte seine umfangreiche Bibliothek an den Herzog Rudolph August von Braunschweig. Die heutige Herzog August Bibliothek gilt als wichtige Forschungs-und Studienstätte für europäische Kulturgeschichte. Hier wird das Evangeliar Heinrich des Löwen, das als Hauptwerk der romanischen Buchmalerei des 12. Jahrhundert gilt, aufbewahrt.
Nach Zedlers Grossem Universallexicon gab es eine adlige Familie Hacke in der Mark Brandenburg, die im Jahre 926 dorthin gekommen sein soll. Da sie mit den Hacke-Familien in Thüringen das gleiche Wappen hatte, kann es sein, das sie voneinander abstammen. Einige geben vor, sie hätten vor Zeiten Bussen oder Bisset geheißen, und den Namen Hacke von einer besonderen Begebenheit erst zu Markgraf Waldemar von Brandenburg(1280-1319) Zeiten erhalten. Dieser soll einem Hacke fast die ganze Regierung anvertraut haben.

Wilhelm Haccius und seine Familie stammen aus Göllingen bei Bad Frankenhausen. Sein Bruder Berthold war Pfarrer in Seega.

Der Leimbacher Pfarrer Leopold schreibt in seiner Kirchen-Pfarr-und Schulchronik(1817):„Mancher der Örter, die in diesem Buch abgehandelt werden, brachte Männer hervor, die in der gelehrten Welt nicht leicht können vergessen werden, wenigstens nie vergessen werden sollten. Nein, daß….Heringen einen Leukfeld;….Uthleben einen Haccius hervorgebracht haben, daß soll und muß der späten Nachwelt bekannt bleiben..“
In der Leichenpredigt von Herrn Inspektor Magister Johann Caspar Hesse, einem Nordhäuser, der in Rostock studierte und promovierte und in Kelbra Pfarrer war, wird angeführt, dass er in seinen 49 Ehejahren 13 Kinder und 58 Urenkel hatte. Außer dem oben erwähnten ältesten Sohn Georg waren alle beim Begräbnis anwesend. Das Titelblatt dieser 84-seitigen Leichenpredigt ist weiter unten abgebildet.

Wilhelm Haccius wurde am 28.05.1573 in Göllingen geboren. Er studierte in Minden und Rinteln Philosophie und Theologie und wurde zum Rektorat in Bad Frankenhausen vorgeschlagen und bekam bald darauf im Jahre 1622 eine Pfarrstelle in Uthleben. Am 11.Mai 1673, in seinem 51.Amtsjahr, starb er mit 79 Jahren. Am Ende der Leichenpredigt heißt es:

„... An die vielen Kosten, so er unter Privat-Praeceptoren(Lehrer), wie auch zu Heringen und Nordhausen an sie gewandt. An die weiten Wege, an die viel hundert Lateinische Briefe, an die heisse Thräne und durchdringende Vorbitte, auch andere Liebes-Wercke mehr, so er nach Quedlinburg, Minden, Rostock, Wittenberg, Hamburg und Stollberg(zuschweigen der ausländischen Oerter, an welche der selige Wilhelminus gereiset und theils sich aufgehalten, als: Stockholm, Königsberg, Frankfurt, Italien, Frankreich, Holland), bis an sein Ende gethan, geschrieben, vergossen und abgeschickt. Doch haben auch die Töchter ihrer ehrlichen Ausstattung halber und die übrigen Söhne wegen aller väterlichen Wolthaten, Erziehung und Anweisung ihrem seligen Herrn Vater kindlich zu danken und denselben allesamt auch im Grabe noch zu ehren und zu lieben, auch sich des zu versichern, daß der Segen des seligen Vaters, welchen sie bey dessen Lebzeiten nicht alle nach Wunsch augenscheinlich wahrgenommen auch nach dessen Tode sich gewißlich einstellen werde“.

Vom schwer verständlichen kirchlichen Amtsdeutsch des 17.Jahrhundert zurück zu unserem heutigen Alltagsdeutsch.

Wilhem Haccius, wie auch die anderen Bewohner unseres Dorfes erlitten im 30-jährigen Krieg(1618-1648) großes Leid und unsägliches Elend. Die Gräuel in diesem Religionskrieg zwischen der kaiserlichen Römischen Liga und der Protestantischen Union, die aus 8 Fürsten und 17 protestantischen Städten bestand, kann man auf dem folgenden Bild erahnen:

 

 

Ein Viertel der gesamten Bevölkerung Deutschlands kam ums Leben.

 

In unserer Ortschronik heißt es:

 

20.-25. Januar 1637
Die Kaiserlichen quartieren sich ein und legen bei ihrem Abzug Feuer. Die Bewohner finden Schutz bei der in Heringen residierenden Gräfin Clara von Schwarzburg-Rudolstadt“.

Auch die Pest forderte damals viele Todesopfer. Heringen hat von den Kriegsgräueln verhältnismäßig wenig zu ertragen gehabt. Die auf dem Schlosse wohnende Gräfin Clara hat es jedenfalls verstanden, Einquartierungen durch Geld abzuwenden. Auch sonst ist sie den Armen in dieser Zeit eine wahre Schutzmutter gewesen heißt es in Hiller`s Heringer Chronik.

 

Mehr über das Leben der Gräfin ist im Buch von Dr. P. Kuhlbrot „Eine geborene Herzogin von Braunschweig-Lüneburg in Heringen(Helme)“ zu finden. Pfarrer Haccius weilte auch einige Male im Schloss. Er musste durch mehrmaligen Brand, häufigen Plünderungen und Raub seines Pferdes und Viehes oft fliehen und geriet so oft in Lebensgefahr. Er ließ einige seiner Leichenpredigten drucken und hat uns den umfangreichen Briefwechsel, den er mit vielen berühmten Theologen hatte, hinterlassen. Von seinen 13 Kindern sind einige zu hohen Ämtern gekommen. Johann Michael Haccius wurde 1672 Archidiakon(bischöflicher Stellvertreter in der Kirche des Mittelalters) zu Stolberg, promovierte zum Magister(Doktor) in Jena und starb 1681. Johannes Immanuel Haccius war Pfarrer in Rottleberode, Klein-Leinungen und Drebsdorf und starb 1680. Martin Haccius war Pfarrer seit 1628 in Bennungen und Wickerode und starb 1652(Stolbergische Kirchen-und Stadt-Historie).

 

 

 

Die Geschichte des Friedrich Wilhelm Aderhold

Friedrich Wilhelm wurde am 20.10.1748 in Uthleben geboren. Seine Eltern waren der Schneidermeister Johann Caspar Aderhold und Maria Catharina Ludwig aus Nordhausen. Nachdem er bei seinem Vater das Schneiderhandwerk erlernt hatte, ging er nach Dillenburg(Hessen). Dort wurden nach der Heirat mit Maria Elisabeth Isheim die beiden Söhne Johann Conrad(1768) und Johann Georg(1772) geboren. Im Sommer 1774 fasste die Familie Aderhold den Entschluß, nach Amerika auszuwandern. Nach der beschwerlichen Reise siedelten sie sich in der Stadt York, im Bundesstaat Pennsylvania an. Dort wurden die beiden Söhne Jacob(1775) und William(1780) geboren.
Im Jahre 1775 begann der amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Er fand zwischen den 13 nordamerikanischen Kolonien einerseits und der britischen Kolonialmacht andererseits statt, war der Höhepunkt der Amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung und führte mit der Unabhängigkeitserklärung 1776 und der Bildung der Konföderation 1777 zu deren siegreichem Abschluss und zur Entstehung der Vereinigten Staaten von Amerika.
Der Ausgang des Krieges wurde durch die Unterstützung und ab 1778 das aktive Eingreifen Frankreichs zugunsten der Kolonisten wesentlich beeinflusst. Die Hauptkampfhandlungen endeten im Jahre 1781 nach der britischen Niederlage in der Schlacht von Yorktown, der Krieg selbst wurde mit der Unterzeichnung des Friedens von Paris am 3. September 1783 offiziell beendet.
Als Schlacht von Yorktown, auch die deutsche Schlacht, wird der Sieg der französischen-amerikanischen Truppen unter dem Befehl von Comte de Rochambeau und dem von George Washington gegen die britische Armee unter General Lord Charles Cornwallis bei Yorktown im Jahre 1781 bezeichnet. In Folge der Schlacht erkannte Großbritannien die Unabhängigkeit der ehemals britischen Kolonien an.
In dieser Stadt York ließ sich die Familie Aderhold nieder und lebte von Friedrich Wilhelms Einkommen als Schneider. Nebenbei hatte er noch eine Gastwirtschaft und vermietete Zimmer.
Als der Kontinentalkongress wegen der Besetzung von Philadelphia durch die Briten nach York umziehen mußte, übernachteten die Delegierten während des 2. Kontinentalkongresses(1777 und 1778) im Hotel von Friedrich Wilhelm.
Der Erste Kontinentalkongress war eine Versammlung von Delegierten, die von den regionalen Volksvertretungen der Dreizehn Kolonien in Britisch Nordamerika 1774 ernannt wurden. Er tagte zwischen dem 5. September 1774 und dem 26. Oktober 1774 in Philadelphia, Pennsylvania, hatte 56 Mitglieder, die alle Kolonien außer Georgia vertraten und bereitete dann seinen Nachfolger, den Zweiten Kontinentalkongress vor, der den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg organisierte. Die beiden Versammlungen bilden zusammen den Kontinentalkongress, der als erste De-facto-Regierung der Vereinigten Staaten agierte.
Der Delegierte von Virginia war George Washington, der 1789 der erste amerikanische Präsident wurde. Er war während des Krieges Oberbefehlshaber der Kontinentalarmee.
Die Stadt York(Pennsylvania) entsandte die meisten Soldaten während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges.
Als Freiwilliger trat Friedrich Wilhelm 1775 der Kreismiliz in York bei. Diese Kompanie unter der Führung von Michael Hahn bestand zum größten Teil aus deutschen Einwanderern. Die Milizen brachten oft ihre Munition mit und versorgten sich selbst. Sie verrichteten ihre Arbeit in den Städten oder wurden in den Kriegsschlachten eingesetzt. Es ist sicher, daß Friedrich Wilhelm Aderhold an der Schlacht bei Brandywine-Creek und beim Kampf um Germantown dabei war. Er kämpfte auch an der Seite von George Washington in der Schlacht von Georgetown, Pennsylvania, am 04. und 05. Oktober 1777.
Mit 31 Jahren ging Friedrich Wilhelm Aderhold mit seiner Familie im Oktober 1779
Nach North Carolina. In Lincoln kaufte er sich 217 Morgen Land, um eine Farm zu bewirtschaften. Dort arbeitete er auch als Müller und stellte Branntwein her. Die Ruinen seines Hauses sind heute noch dort zu sehen.
Als wohlhabender Bürger besaß er 3 Sklaven und hinterließ seinen Söhnen Johann Georg und Jacob jeweils eine Farm. Der erstgeborene Sohn Johann Conrad erhielt nur 5 Dollar. Der Grund dafür ist nicht bekannt. Friedrich Wilhelm Aderhold starb 1807 in Lincoln.
Der vermutlich im Hause von Louis Aderhold geborene Friedrich Wilhelm wird von seinen amerikanischen Nachfahren aufgrund seiner Verdienste im Unabhängigkeitskrieg(1775-1783) als Patriot verehrt. 3 Söhne und 1 Tochter von Jacob siedelten nach Alabama um. Sie kamen dort mit ihren Onkel Johann Conrad und
Johann Georg in den 1840-er Jahren an. In Odenville leben die Nachfahren noch heute.
Dieser kleine Ort in Alabama wurde erst nach der Ansiedlung der Aderholts von Hardin`s Shop in Odenville umbenannt. Uthleben nannte man bis zum 18. Jahrhundert, in der Zeit der Auswanderung von Friedrich Wilhelm, auch Odenleve. Vielleicht verdankt Odenville seinen Namen den dort seit Mitte des 19. Jahrhundert lebendenden Aderholts.
Ende März 2009 kamen 3 amerikanische Aderholts nach Uthleben, um ihre deutschen Vettern kennenzulernen und den Geburtsort des berühmten und verehrten Vorfahrens zu sehen. Es waren Mrs. Rita Aderholt und Ihr Mann Randy sowie sein Cousin, der Richter im Ruhestand Mr. Bob Aderholt, der Vater des Kongressabgeordneten von Alabama, Robert B. Aderhold aus Haleyville. Es war nur ein 3-tägiger Aufenthalt geplant. Nach dem Abholen vom Hotel „Zur Sonne“ wurden die Gäste zu Hause begrüßt. Dem Kaffeetrinken bei der Familie von Marion Aderholt in Heringen folgte am Ende des ersten Tages das Abendessen in der Gaststätte „Zur Schenke“. Der zweite Tag begann mit einem Ausflug zum Kyffhäuser und der Besichtigung des Denkmals. Leider fiel der Gottesdienst am Sonntag aus, wir besichtigten dafür am Nachmittag unsere Kirche. Voller Ehrfurcht standen die Gäste vor dem Taufstein, an dem am 30.Oktober 1748 ihr Vorfahre getauft wurde. Anschließend sahen wir uns die Fotos von der Renovierung der Kirche ab 2002 und vom Altar vor und nach dem Brand an. Nach einer Unterhaltung bei Kaffee und Kuchen bei mir zu Hause, fand der Tag seinen Abschluß in unserer „Schenke“, wo als Geschenk von Lutz Napierata eine Schlachteplatte serviert wurde. Am letzen Tag trafen wir uns zum Fototermin am Original-Roland im Neuen Rathaus. Im Nordhäuser Stadtarchiv befinden sich 3 Bücher über die Nachfahren der 3 Söhne von Friedrich Wilhelm Aderhold. Es folgte eine Besichtigung des Nordhäuser Doms sowie ein Besuch der Traditionsbrennerei. Nach einem deftigen Mittagessen im „Alten Socken“ wurden noch ein paar Andenken gekauft. Auch für eine Stippvisite bei der Familie Anja und Lars Leibiger reichte die Zeit noch. Am Montagnachmittag ging der erlebnisreiche Aufenthalt unserer Gäste aus Alabama mit deren Verabschiedung auf dem Bahnsteig zu Ende. Vielleicht entwickelt sich aus dem bisherigen engen Kontakt mit der Familie Randy Aderholt und dem geschichtlichen Bezug zu unserem Ort eine Städtefreundschaft oder sogar eine Partnerschaft.
 

 

Bruno Kunze

Geboren: 1854 in Uthleben

Gestorben: 1935 in Mauderode

Miterfinder der Kunze-Knorr Druckluftbremse

 

Alfred Otto Schwede

Geboren: 16.04.1915 in Haynsburg

Gestorben: 07.08.1987 in Hohen Neuendorf

Pfarrer, freischaffender Schriftsteller und Übersetzer

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